Im Jahr 1730 entstand der „Grundriss des Dorfes
Hakenstedt“, den A. A. Rhode großflächig skizzierte. Auftraggeber dafür dürfte
der damalige Verwalter und Pächter des Klostergutes, Kriegsrat Friedrich Franz Schwartz gewesen sein, der seit 1724 das Erbe
seiner verstorbenen Mutter weiterführte. In Anbetracht seiner noch bis 1733 währenden
Pachtzeit wird er diese Ausfertigung drei Jahre zuvor veranlasst haben.
Seine Mutter, Oberamtmännin Anna Elisabeth Schwartz, übernahm
1695 das Klostergut Hakenstedt als Pächterin und Verwalterin. Mit ihrem Namen
ist auf ewige Zeit die umfangreiche Umgestaltung des Hakenstedter Kirchenschiffs
aus dem frühen 16. JH verbunden, die sie ab 1710 veranlasste. Oberamtmännin Schwartz finanzierte aus eigener
Tasche alle Vorhaben wie auch die Anbauten von Eingangshalle, Patronatsloge und
Winterkirche. Ihr Sohn setzte die Arbeiten
fort, ließ die Kirche festlich ausgestalten und konnte 1726 mit dem
evangelischen Prediger Julius Franz Duve und der Gemeinde ihre festliche
Neuweihe begehen.
In ihrer 28jährigen
Pachtzeit brachte Oberamtmännin Schwartz auch ihre Wünsche und Vorstellungen
zur Gestaltung des Klostergutes und seines Umfeldes ein. Dies trifft besonders
den nach französischem Vorbild gestalteten Lust-Garten (H), der im nördlichen Hofbereich ihre Vorstellungen repräsentierte.
1783 fixierte J. M. Schüttelöffel den
Hof erneut zeichnerisch. Zu dem Zeitpunkt hatte der Komplex des Lust-Gartens
eine grundlegende Umgestaltung erfahren. Der Lustgarten lag direkt an der nördlichen
Längsseite der schon 1730 vorhandenen großen Scheune. 1783 befinden sich an
seiner Stelle die Remise und ein neuer Pferdestall. Das damals als
Pferdestall markierte Gebäude beherbergte bis in die 1960er Jahre auch die Warmblüter des Hofes. Ab 1945 verkam die Remise zu einem Hühner- und
Schweinestall, sie wurde nach 1992 rekonstruiert. Im Bereich der
späteren Brennerei (I und J) befinden sich 1783 ein neues
Schweine- sowie ein Hühnerhaus. Vor dem Pferdestall ist ein Brunnen zu
erkennen.
Direkt hinter dem neu errichteten Pferdestall erstreckt sich 1783 ein langgezogener Küchengarten nach Westen mit angrenzender kleiner Laube. Ein Teil des Küchengartens lieferte um 1900 den Bauplatz zur Errichtung des Schafstalles, der als solcher bis zur Rückübertragung des Gutes 1992 an die Braunschweig-Stiftung diente. Es ist plausibel, daß mit Wegfall des Küchengartens im Hofbereich sich der Gemüse-, Obst- und Kräuteranbau zum Parkgelände verlagerte. Ein kurzer Weg entlang der Twedge führte vom Wirtschaftskomplex des Hofes direkt zum Park.
Kaum
wahrnehmbare äußere Abweichungen bietet der Grundriss des (vorderen) Hofbereichs
von 1730 bis heute.
Das Klostergut
bildet schon seit jeher einen hermetisch geschlossenen Komplex. 1730 existierten nur zwei
Wohngebäude außerhalb des Hofes. Später kam der Krug direkt neben dem
Kutscherhaus hinzu. Mit Errichtung von zwei Gebäuden für
Drescherwohnungen sorgte das Klostergut Ende des 18. JH für Wohnraum der Beschäftigten. Beide Gebäude, jeweils für maximal 8 Familien ausgelegt,
entstanden im westlichen Siedlungsbogen. Seit 1926 gehörte Sommermeyers Bauernhof mit Acker, Wohngebäuden
Stallungen und Scheunen zum Besitz des Klostergutes ausserhalb des eigenen Hofgeländes.
Als ab Mitte
des 19. JH, mit erheblicher Zunahme des Hackfrüchteanbaus, ein rasanter Arbeitskräftebedarf entstand, entwickelte sich das Klostergut nach und nach zum
größten Immobilienbesitzer im Ort. Neben zahlreichen Mehrfamilienhäusern
ergänzten zwei Kasernenkomplexe für Saisonarbeiter den Immobilienbesitz des Hofes bis
weit in die Zeit der DDR.