Mit über 500 Hektar
Wasserfläche ist heute der Arendsee das größte natürliche Gewässer in
Sachsen-Anhalt. Noch im 17. Jahrhundert trug unser
Seelsche See diesen Titel, wie ein altes Dokument verrät: „der größte See im Erzstift
Magdeburg“. Eine Landkarte von 1662 weist seine Lage zwischen Erxleben und
Hakenstedt aus.
Der See füllte eine große
Talsenke, die Auswaschungen im Untergrund verursachten. In dieser
abflusslosen Senke sammelte sich das Niederschlagswasser, einige Quellen wie
der Glockenborn und Taternspring speisten ihn.
Seinen
Anfang nahm der See am westlichen Ortsrand von
Ovelgünne, wo ein schmaler Zufluss den über sechs Kilometer langen See
füllte. Die rechte Uferlinie verbreiterte sich von dort zunehmend,
verfolgte dabei das Geländeprofil und erreicht inmitten des Seelschen
Bruches eine
Breite von über zwei Kilometern.
Das Flachgewässer war bekannt für großen Fischreichtum, den sich drei Anlieger zunutze machten. So die Burg Ummendorf, das Schloss Erxleben mit je sechs und der Klosteraussenhof Hakenstedt mit drei Pachtfischern. Im See markierten in den Boden eingelassene Pfähle die drei Fangzonen.
Wöchentlich
hatten die Pachtfischer konkrete Vorgaben ihrer Pachtgeber zu erfüllen
und die geforderte Menge Fisch abzuliefern. Im Winter mussten sie
Wildenten unter dem Eise fangen und eine bestimmte Anzahl davon
abgeben. Auch vom Rohrschnitt, der stets im Winter bei strengem Frost
stattfand,
war eine festgelegte Menge Schilf bereitzustellen. Sollte wegen
schlechten Wetters
der Rohrschnitt ausfallen, verdoppelte sich die Menge im nächsten Jahr.
Die unten beigefügten Montagen bieten Kartenausschnitte von 1662, wie auch die 1719 dokumentierte Gebietsaufteilung von drei Fischfangzonen.
Schon
1550 einigten sich Ummendorf
und Erxleben auf die Errichtung eines Stauwehrs am Reiherhals, um so den
Wasserstand anzuheben. Doch ließ sich die Verschilfung und Ausbreitung
von Schilfhorsten nicht verhindern. So begann 1719 die Trockenlegung des
Sees und bereits 1724 erhielten die drei
Anlieger ihre alten Fanggebiete als neue Nutzflächen zugeteilt.
Dank des morastigen Grundes
und unwegsamen Geländes kannten sich nur Einheimische in den Gefilden des
verschilften Gebietes aus. Dies machten sich Einwohner aus umliegenden
Ortschaften wie Hakenstedt, Ummendorf, Erxleben, Eimersleben, Uhrsleben und
Ostingersleben zunutze, sobald räuberische Truppen in der Gegend ihr Unwesen
trieben. Davon berichten alte Dokumente, die solche Vorgänge aus dem 30jährigen
Krieg, wie zu Zeiten napoleonischer Herrschaft erwähnen.
Heute bietet das Seelsche Bruch zu jeder Jahreszeit ein harmonisches Landschaftsbild, aber auch Heimat und Hort für zahlreiche Arten aus der Tier- und Pflanzenwelt. Absolut ein schützenswertes Stück Heimat.