===> DAMPFPFLüGE

Ein gut erhaltenes Exemplar befindet sich im Bördemuseum Ummendorf. Dieser Dino weckt Erinnerungen an längst verflossene Tage der Landwirtschaft.

Heute steuern auf heimatlichen Fluren Satellitensignale modernste Landmaschinen, die mit den ehrwürdigen historischen Kolossen nichts gemein haben. Zugmaschinen hinterlassen schnurgerade Linien im ertragreichen Bördeboden, Saatausbringung erledigen intelligente Einzelkornausleger, riesige Erntemaschinen versehen fast im Alleingang ihren Job. Noch vor Jahren kamen ganze Erntekomplexe aus einer Vielzahl von Menschen und Maschinen zum Einsatz.

Ein Ende der aktuellen technologischen Revolution ist kaum abzusehen, betrachten wir allein den enormen Fortschritt der letzten  Jahrzehnte.

Ende des 19. JH erwarb Pächter Philipp Wahnschaffe, der 1890 die Braunschweigische Domäne Hakenstedt pachtete, einen kompletten Dampfpflugsatz mit Kipppflug, der bis zu 90.000 Goldmark zu haben war. Dampfpflüge revolutionierten die bis dahin traditionelle Bodenbearbeitung, sie steigerten enorm die Arbeitsproduktivität beim Pflügen.

Ein Pferdegespann kam auf ca. 0,5 Hektar mit einer geringeren Furchentiefe. Der Dampfpflugsatz dagegen auf ca. 7 Hektar, somit eine Steigerung je Arbeitskraft von 0,5 auf 1,2 bis 1,4 Hektar / Tag. Schließlich galt es über 400 Hektar fruchtbaren Bördebodens für Zuckerrüben, Kartoffeln, Erbsen sowie Getreide des Klostergutes zu bearbeiten. Große Feldschläge des Klostergutes optimierten zudem den Einsatz der modernen Dampftechnik.

Im Einsatz benötigte der Satz permanent fünf bis sechs Arbeitskräfte, je einen Maschinisten, zwei Pfluglenker sowie zwei Gespannführer. Zwei Gespanne versorgten die dampfenden Rosse ständig mit Wasser und Steinkohle. Bis zu 600 Meter lang war das Zugseil der Dampfpflüge, die parallel zueinander auf Angewenden der Ackerstücke standen und den Kipppflug über das Feld zogen. Beide Maschinisten verständigten sich mit Hilfe von abgestimmten Pfeifsignalen über bevorstehende Manöver. Auf einem kleinen harten Stahlsitz des Kipppfluges sorgte der Pflugführer für die Spurtreue.

Zur besseren Erreichbarkeit von Ackerstücken im Tundersleber Feld ließ Wahnschaffe den Tundersleber Weg von der Groppendorfer Straße bis zum ehemaligen Schafstall auf dem Tundersleber Feld mit teurem Basaltpflaster ausstatten. Die gemächlichen Ungetüme benötigten für ihre ca. 4 km lange Reise dorthin eine gehörige Zeit.

Auf Feldern des Volksgutes waren die Stahlkolosse bis 1963 aktiv. Mit zeitgleich fortschreitender Mechanisierung reduzierte sich der Arbeitskräftebedarf nach und nach auf ein Minimum und die alte Technik hatte ausgedient. Für Bodenbearbeitung und Transport eingesetzte Tierbestände auf dem Gut wurden Opfer des Fortschritts.

August Sauer, der Anfang der 1930er Jahre das gleichnamigen Dampfpfluglohnunternehmens in Eilsleben gründete, verbrachte erste Lehrjahre als Landarbeiter auf dem Klostergut Hakenstedt, wo er sich zum Maschinenführer qualifizierte.