Wahrheit und Wasser lassen sich auf Dauer nicht aufhalten, sie finden ihren Weg. Auch wenn Hindernisse den Weg versperren, durchbrechen sie zu gegebener Zeit alle Widerstände.
Ein markanter Ausschnitt unserer Tagespresse aus einer Zeit der Bevormundung und Meinungsmanipulation legt davon Zeugnis ab. Als zu Beginn der 1960er Jahre Fernsehgeräte Einzug hielten, gab es gerade einmal zwei Sender mit Unterhaltung, Filmen und Nachrichten. Der Deutsche Fernsehfunk der DDR (DFF) und das Erste Programm aus dem offiziell ungeliebten Westen. Erst 1963 kamen ZDF und 1969 das Zweite des DFF hinzu.
Unsere DDR-Sender waren in ihrer Berichterstattung bestrebt, die von der SED propagierten Ziele, wirtschaftlichen Erfolge und sozialen Errungenschaften in hohen Tönen zu lobpreisen. Dabei gab es eine spürbare Diskrepanz zwischen täglichen wirtschaftlichen Herausforderungen (Warenangebot, Materialknappheit) und veröffentlichten Meinungen in DDR-Medien. Tägliche Horrormeldungen vom bösen Klassenfeind im Westen durften dabei in keiner Nachrichtensendung der DDR fehlen.
Doch die von ständigen Erfolgsmeldungen eigener Presseorgane gesättigten DDR-Konsumenten versorgten sich größtenteils mit Nachrichten der "Tagesschau", um einen anderen Blick auf Realitäten zu erhalten.
Die SED und ihre Parteifunktionäre erkannten die Gefahr, daß DDR-Bürger geschönte Berichte im DFF kritisch sahen und den Kurs der Partei hinterfragen könnten. Weil die DDR nicht in der Lage war, Sendesignale der ARD zu eliminieren, propagierte sie ein Verbot des Westfernsehens. An dieses Verbot hielten sich vor allem Staatsbedienstete, auch wenn sie zu Weihnachten gern ein Westpäckchen heimlich in Empfang nahmen.
Die Bevölkerung sah dieses Unterfangen eher gelassen, konsumierte weiter Westfernsehen und Westrundfunk vermied aber in der Öffentlichkeit darüber zu reden. Schüler mussten mit ihrer Unterschrift auf einem Schriftstück ihre Abstinenz vom Westfernsehen bekunden.
So sah sich auch unsere gleichgeschaltete Tageszeitung damals genötigt, einen Artikel über vorbildliche Personen abzudrucken, die ihren totalen Verzicht auf Westfernsehen öffentlich machten.
Dieses Beispiel von damals liefert einen tiefen Blick auf Machenschaften medialer Steuerung des Staates, der Regierung und seiner willfährigen Dienerschaft.
Kein Staat, keine Regierung und selbst Medien sollten das Recht für sich beanspruchen, Quellen für Informationen jeglicher Art vorzuschreiben oder diese mit einem negativen Schleier zu versehen. Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit sind schließlich lt. Grundgesetz zugesichert.
Wahrheit und Wasser speisen sich aus vielen Quellen und bahnen sich immer ihren Weg.
Können wir eigentlich heute alles glauben, was uns bestimmte Medien in Funk, Fernsehen und in gedruckter Form anbieten?
Können wir Empfehlungen vertrauen, die versuchen uns mit politischem Zeitgeist suggestiv unter Druck zu setzen?
Wir sollten stets wachsam sein und uns aus verschiedenen Quellen
informieren, um abzuwägen und zu urteilen. Unsere Antennen benötigen heute keine Ausrichtung von oben.