===> KLEIN HAKENSTEDT.

Unweit Hakenstedts liegt auf halbem Wege zwischen alter Bahnlinie und Vorwerk Eimersleben die Wüstung Klein Hakenstedt unterhalb der A2. Heute nur auf Wüstungskarten verzeichnet, geht ihre Gründung auf Vorgänge des Mittelalters zurück. Latente Konflikte zwischen germanischen und slavischen Völkerstämmen, die nördlich und östlich der Elbe siedelten, eskalierten bei Versuchen diese Gebiete zu annektieren. 

Christlich geprägte deutsche Herrscher versuchten das Slavenland mehrfach mit Macht zu christianisieren, doch konnten sich die Slaven und Wenden wiederholt zur Wehr setzen. In vernichtenden Aktionen gelang es Slaven sogar 983 bestehende Bischofssitze in Havelberg und Brandenburg zu zerstören und klerikales Personal grausam zu töten. Bereits länger schwelende und gerade diese barbarischen Taten führten zur Entfremdung heidnischer slavischer Familien, die in christlich geprägten germanischen Gemeinden lebten. Ihre Infiltration in den deutschen Lebensraum kam durch Handel und Verkehr zustande. Slaven waren ein Teil der germanischen Gemeinschaft geworden, lebten aber weiterhin nach eigenen Vorstellungen. Sie wollten und konnten ihre eigene Identität nicht leugnen. Als Konflikte zwischen christlicher und slavischer Bevölkerung massiv ausbrachen, fand im germanischen Raum eine Ausgrenzung der slavischen Bevölkerung statt. Sie mussten ihre angestammten Wohnorte verlassen und gründeten deshalb in Sichtweite ihres bisherigen Standortes eine neue Siedlung mit einem Zusatz. 

Diese "Klein-"Siedlungen gehören nicht zu den von Slaven im Rahmen ihrer Ausbreitung vollzogenen Ortsneugründungen, wie sie z.B. in der Altmark zu verzeichnen sind.

Zur Entstehungsgeschichte von Orten mit der Ergänzung „Klein“ schreibt Ernst Blume in „Siedlungskunde der Magdeburger Börde“, dass deren Bildung von/um/nach 800 erfolgt sei. Der daraus abzuleitende zeitliche Rahmen läßt eine Ausgründung im Zusammenhang mit den Problemen bei Christianisierung des Slavenlandes vermuten.

Doch bereits 1499 wird Klein Hakenstedt als „wüst“ beschrieben. Diese Dorfstätte hatte einen massiven Kirchturm, dessen Lage Heimatforscher und Naturfreund Karl Schlimme entdeckte.

Erst im zweiten Anlauf schlossen im 12. JH verbündete Heerführer, unter ihnen Heinrich der Löwe, Albrecht der Bär und andere, die einst von Karl dem Großen in Gang gesetzte Christianisierung des Slavenlandes erfolgreich ab.

Beweise für das Argument der Siedlungsgründung von Klein Hakenstedt im Zusammenhang mit der Christianisierung des Slavenlandes liefern zudem alte Schriftstücke, in denen der Erste Graf von Schwerin als Besitzer von Territorien in Klein Hakenstedt bezeugt ist. Dieser Graf geriet 1160 durch Legitimation Heinrich des Löwen in sein mecklenburgisches Amt.

(aktualisiert: 12/2023 B.G.)